Brech hatte die Holding-Geschäftsführung von Kaut-Bullinger im August 2016 übernommen und damit die Nachfolge von Oliver Mathes angetreten. Der Handelsexperte mit über 25 Jahren Führungs- und Vorstandserfahrung – unter anderem bei Kaufhof, SinnLeffers, Wehmeyer und Woolworth – hat das Unternehmen dabei während seiner Amtszeit erfolgreich durch herausfordernde Zeiten geführt. Dazu gehörte nicht nur Ende 2017 eingeleitete Restrukturierung und Neuausrichtung, bei der durch die Mitgliedschaft in der InterES und der doppelstöckigen Zentralregulierung mit der Büroring-Gruppe eine tragfähige Lösung gefunden wurde, die Zusammenführung des Bürobedarfs- und Systemhaus-Geschäfts sowie die Abkehr vom stationären Einzelhandel.
Zudem wurde ein existentieller Schritt des Unternehmen vollzogen, ein Teil der bisherigen Gesellschafter haben das Unternehmen verlassen und der bisherige Minderheits-Gesellschafter hat das Unternehmen 2023 erworben.
Erfolgreich hat Brech das traditionsreiche Unternehmen auch durch die im September 2024 eingeleitete Plan-Insolvenz in Eigenverwaltung geführt. Der Schritt war notwendig geworden, um Kaut-Bullinger in einem zunehmend schwierigen Marktumfeld neu aufzustellen und die Zukunftsfähigkeit zu sichern. Bereits im Januar – und somit deutlich früher als geplant – konnte das Taufkirchener Familienunternehmen ein tragfähiges Zukunftskonzept präsentieren und die Aufhebung des Schutzschirmverfahrens beantragen. Im Zentrum der Restrukturierung stand die Auslagerung von Logistik und Einkauf an die Genossenschaft Soennecken mit Sitz in Overath.
Schmerzliche Einschnitte
„Ohne jeden Zweifel hat der gesamte Prozess erhebliche und vor allem auch schmerzliche Einschnitte erfordert“, erklärt Brech. Mit dem Outsourcing des Einkaufs sowie der Logistik an Soennecken habe man auch die Personalstruktur deutlich verschlanken und nahezu 140 Mitarbeitende entlassen müssen. Es sei jedoch auch der „einzig gangbare und wirtschaftlich sinnvolle Weg gewesen“, um das Unternehmen in kurzer Zeit neu zu positionieren und den Grundstein für einen Neustart zu legen. Gleichwohl wird weiterhin hart daran gearbeitet, die derzeit noch nicht befriedigende Gesamtperformance zu verbessern.
Verabschiedet hat man sich in Taufkirchen in diesem Zug zudem vom unprofitablen Geschäft mit MPS und Large Format Printing und damit letztlich auch von der Trennung der beiden Geschäftsbereiche Office und Solutions. Künftig wird Kaut-Bullinger im Kerngeschäft Office-Produkte, Büromöbel und Raumkonzepte sowie alles rund um 3D-Druck anbieten. Zum Neustart gehört auch, dass Teile des Verwaltungsgebäudes und des Logistikzentrums in Taufkirchen künftig vermietet werden. Mit potenziellen Mietinteressenten für die rund 10.000 Quadratmeter große Logistikfläche sowie ein Teil des Verwaltungsgebäudes ist man bereits in Gesprächen.
Optimistisch in die Zukunft
Trotz der tiefen Einschnitte blickt man in Taufkirchen optimistisch in die Zukunft, gleichwohl stehen noch erhebliche Aufgaben und Herausforderung an. Mit einem fokussierten Geschäftsmodell, einer verschlankten Struktur und einem erweiterten Sortiment will Kaut-Bullinger den Markt wieder aktiv gestalten. Für das laufende Geschäftsjahr plant das Unternehmen eine schwarze Null. In den Folgejahren soll dann wieder Wachstum erreicht werden.
„Wir haben somit alles getan, um dem Unternehmen eine erfolgreiche Zukunftsperspektive zu geben“, bilanziert Brech, der im Rahmen des Kundentag seinen Rückzug zum Jahresende ankündigte. „Das ist der exakt richtige Zeitpunkt um auch die Führung an der Spitze neu zu ordnen. Die Basis wurde gelegt – jetzt geht es um die Zukunft“, so der 69-Jährige.
Zum 1. Dezember übernimmt Georg Nusser die Geschäftsführung bei Kaut-Bullinger. Der 46-Jährige bringt umfassende Erfahrung aus dem Großhandel, in der Prozessoptimierung und im Aufbau digitaler Geschäftsfelder mit. Zuletzt war er Leiter der Geschäftseinheit Holzpellets bei der BayWa AG und Geschäftsführer der Pellog GmbH. Zuvor verantwortete er als Geschäftsführer der BayWa Power Liquids GmbH den Aufbau von LNG- und BioLNG-Tankstellen für den Schwerlastverkehr. Frühere Stationen bei BayWa umfassten zudem leitende Funktionen in den Bereichen Digitalisierung Agrar, Wasserstoffprojekte und Ersatzteilhandel. Mit diesem breiten Erfahrungshintergrund übernimmt er nun die Leitung des traditionsreichen Office-Spezialisten und will den eingeschlagenen Kurs konsequent weiterführen.
Dass das Unternehmen auf einem guten Weg ist, zeigte dabei auch der gut besuchte Kundentag, bei dem Kaut-Bullinger sowie das alte und neue Management-Team den offenen Dialog mit Partnern und Kunden suchte. Die Veranstaltung markierte den Auftakt zu einer neuen Unternehmensphase – mit neuem Management, klarer strategischer Ausrichtung und einem spürbaren Aufbruchsignal für die Zukunft.







