Eigentlich war es eine Idee, die gerade heute vor dem Hintergrund prominenter Umweltthemen hätte einschlagen müssen: Regionale Produkte umweltfreundlich in die Innenstädte zu bringen und damit den lokalen Handel zu fördern – das Konzept kam gut an. Dennoch erklärt Karina Bareis, Projektleiterin beim Kiezkaufhaus, in einer Mitteilung: „Wir hatten einfach nicht genug Kunden“. Im Schnitt seien täglich zehn bis fünfzehn Bestellungen ausgeliefert worden. Um schwarze Zahlen zu schreiben, hätte das Kiezkaufhaus aber 40 Bestellungen am Tag benötigt. „Wir wurden fälschlicherweise als weiterer Marktplayer wahrgenommen und nicht als Förderer eines alternativen urbanen Lebens in Wiesbaden“, so Bareis weiter. „Hier hätten wir uns zum Beispiel auch von Seiten der Stadt mehr Unterstützung gewünscht.“ Kiezkaufhaus-Gründer Michael Volkmer sieht das ähnlich: „Meine Überzeugung ist es, dass eine Stadt beziehungsweise ein Land die digitale Infrastruktur bereitstellen muss, wenn sie künftig die Innenstädte am Leben erhalten will und das Geschäft nicht vollkommen Firmen wie Amazon und Zalando überlassen will“.
Eigentlich hatten die Verantwortlichen mit der Neugestaltung der Website noch große Pläne für das Kiezkaufhaus kommuniziert, wie wir in der April-Ausgabe 2019 berichtet hatten. Tatsächlich ging die neue Seite auch 2019 an den Start, brachte aber offenbar nicht mehr Kunden ein. Insgesamt waren mehr als 800 Kunden dort registriert. Nun müsse man aber pausieren, um sich neu zu erfinden, so die Verantwortlichen. Die Website solle dabei online bleiben und ausgewählte Produkte der Wiesbadener Händler weiterhin in einem digitalen Schaufenster angesehen, aber nicht mehr bestellt werden können. Die Software wolle man anderen Kommunen wie Bad Honnef weiterhin zur Verfügung stellen und auch die Kiezkaufhaus-Fahrer bleiben in Wiesbaden weiterhin beschäftigt. Denn erst im vergangenen Jahr war das Unternehmen mit einem Kurierdienst mit CO2-neutralen Cargo-Bikes gestartet und wolle diesen auch weiterhin betreiben.
Kontakt: www.kiezkaufhaus.de