Die Fachtagung wurde von Birgit Lessak, Aufsichtsratsvorsitzende der Prisma Fachhandels AG, eröffnet. Sie begrüßte die Mitglieder zuversichtlich und ermutigte sie, gemeinsam voranzugehen. Außerdem gab sie bekannt, dass Christian Schmidt die Prisma AG weitere fünf Jahre als Vorstand führen wird und seine strategische und operative Arbeit vom Aufsichtsrat einstimmig bestätigt wurde.
In seiner Rede wies Schmidt zunächst auf die Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft hin. Demnach könnten in diesem Jahr fast 26.000 Unternehmen in die Insolvenz gehen. Auch der Handelsverband Deutschland sagt für das Jahr 2025 einen Rückgang der Geschäfte um 4500 voraus. Zu den weiteren Herausforderungen, mit denen sich Händler:innen konfrontiert sehen, zählen die neue EU-Verordnung für entwaldungsfreie Produkte (EUDR), die im Dezember in Kraft tritt, sowie das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG), das seit dem 28. Juni gilt. (Anmerkung der Redaktion: Lesen Sie bitte dazu auch das Interview ab Seite 8 in dieser Ausgabe.)
Trotz der schlechten Wirtschaftprognosen und der wachsenden Belastungen im stationären Einzelhandel sieht Schmidt ein zukunftsfähiges Modell, denn es gibt auch Lichtblicke. „Mit einer Mitgliederzahl von 697 Geschäften konnten wir den Umsatz von 139,1 Millionen Euro im Jahr 2023 auf 144,3 Millionen Euro im Jahr 2024 steigern und 1.638.347 Euro Bonus an die Mitglieder ausschütten. Der Jahresüberschuss betrug 514.000 Euro (372.000 Euro im Jahr 2023). Außerdem konnten wir 302.680 Euro (231.690 Euro) Dividende auszahlen. Im vergangenen Jahr haben wir 60 neue Lieferanten gewonnen, darunter HTS Besafe AS, Axkid, Cityproducts, Columbus Trading Partners, Avova und Renner Karten Design und Schneiders Vienna“, verkündete Schmidt. „Wir glauben an den stationären Einzelhandel“, betonte er mit Nachdruck. Die Konsolidierung müsse als Chance begriffen werden.
Er rief die Händler:innen dazu auf, aktiv zu werden und sich beispielsweise mit Marktteilnehmenden aus anderen Branchen zu vernetzen. „Verstärken Sie Ihre Kommunikation und Ihren Verkauf über Social Media, zum Beispiel über TikTok. Binden Sie gastronomische Angebote in Ihr Geschäft ein.“ Denn in einer zunehmend digitalisierten Welt sehnen sich immer mehr Kund:innen nach persönlichem Kontakt. Die wichtigste Botschaft lautet am Ende: „Wir können es uns nicht länger leisten, in unserer Komfortzone zu bleiben. Wer bestehen will, muss gestalten: Handeln für Händler – gemeinsam mehr erreichen“, formulierte Christian Schmidt. Zuletzt wies er auf zwei Termine hin: Die Teilnahme an der Hauptversammlung am 20. August und das praxisnahe eintägige Seminar zum Thema Warenpräsentation am POS mit Rita Katharina Biermeier am 21. Oktober bei Brunnen in Heilbronn.
Wie mächtig die individuelle Vorstellungskraft wirklich ist und wie sehr Überzeugungen die persönliche Realität beeinflussen, zeigte Gastredner Thimon von Berlepsch anschaulich am Beispiel einiger Händler:innen der Tagung, die er auf die Bühne bat und dort „verzauberte“. Seine Ratschläge: „Werden Sie vom Opfer zum Gestalter, vermeiden Sie eine negative Bildsprache und denken Sie positiv über sich.“ Ein erster Schritt sei ein Dankbarkeitsritual, das man 30 Tage lang jeden Morgen nach dem Aufstehen durchführen könne: „Schreiben Sie drei Dinge auf, für die Sie dankbar sind, und begründen Sie Ihre Auswahl.“
Nachgefragt bei Christian Schmidt, Vorstand Prisma
Warum haben Sie das Thema „Transformation beginnt im Kopf“ aufgegriffen?
Es geht dabei um die richtige Motivation und das passende Mindset. Wenn man sich die Welt betrachtet, dann befinden wir uns in einer unruhigen Zeit mit sehr vielen Veränderungen und Konflikten. Vielen Menschen macht das Angst und es nimmt ihnen ein großes Stück Lebensqualität. Blickt man nun auf den Einzelhandel und unsere Innenstädte, dann erlebt man dort ebenfalls eine Krise. Die Händler und Städte stehen vor großen Aufgaben und Herausforderungen. So wie viele von uns den Einzelhandel in den Städten von früher kennen, so wird es in Zukunft nicht mehr bleiben. Daher brauchen wir ein „Nicht weiter so“ und Mut für Neues. Die Transformation beziehungsweise dieser Prozess startet im Kopf. Ohne diesen Auslöser verlassen wir nicht unsere Komfortzone.
Was können Händler:innen daraus lernen?
Jeder von uns findet Dinge in seinem Arbeitsalltag, die er nicht so gerne tut. Diese können eine Person auf Dauer extrem belasten und für eine negative Grundstimmung sorgen. Wenn wir es schaffen, unsere Händler positiv zu motivieren und sie weiterhin Spaß an ihrem Beruf haben, dann würde uns das sehr freuen. So etwas wirkt sich dann direkt auf die Stimmung im Laden sowohl bei den Mitarbeitern als auch bei den Kunden aus.
Wie fördern Sie Veränderungsbereitschaft bei Prisma?
Bei der Prisma sehen wir zuerst den Menschen und dann den Unternehmer. Das spüren Sie direkt auf unseren Fachtagungen. Hier tauschen sich alle miteinander in einer entspannten Atmosphäre aus. Es gibt keine Trennung zwischen Zentrale und Händler. Es geht nur gemeinsam. Wir wollen, dass es unseren Mitgliedern gut geht. Dann entwickeln sich auch neue Ideen, und Veränderungsprozesse werden angestoßen.
Wie können Händler:innen innerlich beweglich bleiben?
Wir, also die Mitarbeitenden der Prisma, müssen beweglich sein und offen für die Meinung von anderen. Jeder Kontakt mit einem Mitglied von uns ist wertvoll, weil wir dadurch etwas Neues lernen können. Dann muss man berücksichtigen, dass jeder Mensch anders ist und eine eigene Persönlichkeit hat. Die Individualität der Händler spiegelt sich natürlich auch in jedem einzelnen Geschäft wider. Wir holen die Händler genau dort ab, wo sie gerade sind und lassen unsere Erfahrung in jedes Gespräch einfließen. Wir lernen und profitieren jeden Tag aufs Neue voneinander. Der persönliche Kontakt und Austausch steht bei uns an erster Stelle!
Was sind die häufigsten Optimierungspotenziale?
Da sich das Konsumentenverhalten und die Anzahl der Handelsbetriebe in der Innenstadt rasant ändern, ist eine stetige Sortimentsarbeit unverzichtbar. Trends müssen erkannt werden und Lagerkosten für unattraktive Sortimente vermieden werden. Da sich Kundenfrequenzen verändern, ist eine regelmäßige Standortanalyse – verbunden mit einer Mietpreisüberprüfung – empfehlenswert.










