Warkalla: Wir wollen zunächst einmal ein erfolgreiches, internationales Markenartikelunternehmen sein. Die Akquisition von Pelikan passt daher perfekt. Zum einen sind Pelikan und Herlitz tolle Marken, die unser Marken- aber auch das Produktportfolio ergänzen.
Ein weiterer Mehrwert ist zum anderen die regionale Struktur. Während Hamelin vor allem in Mittel- und Westeuropa stark ist, ist Pelikan in Osteuropa oder aber Mittel- und Südamerika gut aufgestellt. Uns geht es daher weniger um Größe als vielmehr um die tollen Marken und den Mehrwert, den wir damit schaffen können.
Janssen: Mit der Akquisition von Pelikan ist die Hamelin-Welt noch größer geworden. Wir sind mittlerweile weltweit in 130 Ländern aktiv – entweder mit eigenen Niederlassungen oder durch externe Geschäftspartner. Das ist eine große Chance, da wir durch die Akquisition auch zahlreiche wichtige Impulse bekommen, durch die wir viel lernen können.
Warkalla: Die Integration wurde zum 1. Januar weitestgehend abgeschlossen und die Gesellschaften in allen Ländern, in denen wir vertreten sind, zusammengeführt oder neu aufgestellt. Während wir die Organisationen in Benelux, der Schweiz, Italien und Polen zusammengeführt wurden, haben wir uns in Deutschland am Standort in Hannover neu aufgestellt. Natürlich ist man nie ganz fertig, aber alle Prozesse und Abläufe funktionieren, so dass wir voll durchstarten können.
Im Rahmen der Akquisition haben wir zudem die Organisationen der Gruppe analysiert und einige Themenbereiche zentralisiert. Dazu gehört beispielsweise das Produktmanagement von Pelikan, wo am Standort in Caen ein komplett neues Team entstanden ist. Neben den zahlreichen Mitarbeitern von Pelikan, die wir für uns gewinnen konnten, werden wir darüber hinaus noch einige neue Mitarbeiter an Bord holen. Auch wenn noch nicht alles fertig ist, sehen wir uns gut aufgestellt und planen ein Ergebnis auf Basis des Vorjahres.
Mit der Integration haben Sie Ihren Verwaltungssitz in Deutschland von Gronau (Leine) nach Hannover verlegt. Was konkret verändert sich?
Janssen: Viele Bereiche der Verwaltung aus Gronau sind nach Hannover gezogen. In Hannover haben wir Ende 2024 an der Expo Plaza ganz neue Büro Räume bezogen, die eine moderne New-Work-Arbeitsumgebung schaffen. Das ist der perfekte Standort, um zahlreiche neue Mitarbeiter zu erreichen. Denn neben den Teammitgliedern aus Gronau, sind schon viele neue Mitarbeiter zu uns gekommen und wir suchen noch mehr. Unser Marketing- ebenso wie das Vertriebsteam werden deutlich wachsen und über alle Abteilungen hinweg werden neue Talente an Bord kommen. Das sind umfangreiche, aber auch spannende Veränderungen, die richtig Spaß machen.
Welche Mehrwerte sehen Sie durch die Akquisition, gerade auch im Hinblick auf die Möglichkeiten, sich im Markt zu differenzieren?
Warkalla: Neben den Synergien in Produktmanagement, HR oder Marketing ist für unsere Partner sicher das One-Stop-Shopping ein ganz wesentlicher Vorteil. Wir haben ein Markenportfolio, das besonders ist und das viele Zielgruppen und Produktsegmente abdeckt. Außerdem setzen wir auf echte Marken, Markenmehrwert und darauf mit diesem Mehrwert auch Nutzen zu generieren. Ich glaube es ist für jeden Handelspartner einfacher, mit einem Lieferanten zu sprechen als mit mehreren. Und wenn es dann gleich um so viele starke Marken geht, ist dies natürlich ein echter Mehrwert.
Was bedeutet die Übernahme für die unterschiedlichen Marken, welche Strategie verfolgen Sie hier?
Warkalla: Hamelin hat schon immer auf Marken gesetzt und diese erfolgreich entwickelt, das haben wir bereits mit Oxford bewiesen. 2004 auf den Markt gekommen ist Oxford klar als Top-Qualitätsmarke für Blöcke und Notizbücher positioniert. Auch die Marken Pelikan und Herlitz wollen wir erfolgreich im Markt platzieren.
Als Familienunternehmen denken wir dabei jedoch langfristig und werden auch künftig sowohl in Innovationen als auch die Marken selbst investieren. Gerade die beiden A-Marken Oxford und Pelikan, die sich nahezu perfekt ergänzen, werden wir mit massiven Marketing-Investments vorantreiben. Aber auch die Marke Herlitz hat für uns eine hohe Bedeutung, weil sie nicht nur in Deutschland, sondern insbesondere auch in Osteuropa sehr stark ist.
Janssen: Natürlich arbeiten wir kontinuierlich an Konzepten, welche Produkte und Themen wir unter welcher Marke forcieren. Das passiert jedoch nicht von heute auf morgen, sondern ist ein langfristiger Prozess, gerade auch weil die Marken stark sind und sich in vielen Bereichen ergänzen. Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist zudem die kontinuierliche Weiterentwicklung des Portfolios, um den Markt und die Bedürfnisse zu bedienen und wichtige Impulse für unser Geschäft zu generieren. Bei Oxford beispielsweise erzielen wir rund 15 Prozent des Umsatzes mit Produktneuheiten. Die Kunden erwarten Neuheiten und wollen überrascht werden. Um langfristig erfolgreich zu sein und neue Zielgruppen zu erreichen, wird dies künftig auch wieder mit den Marken Pelikan und Herlitz passieren.
Lassen Sie uns einen Blick auf die Produkt- und Sortimentsgestaltung werfen. Welche Themen stehen auf der Agenda?
Warkalla: Bei Pelikan gibt es zahlreiche neue Designs und Entwicklungen bei den Serien „Griffix“ und „Twist“, die dem Handel aktuell vorgestellt werden. Die Neuheiten für 2026 kommen dann im September. Bei den hochwertigen Schreibgeräten von Pelikan gibt es zudem neue Limited und Special Editions, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Auch bei Oxford gibt es viele Neuheiten, darunter neue Design-Serien. Vor kurzen haben wir zudem die „30 Jahre Jubiläums-Edition“ eines der meistverkauften Business-Notizbücher in Europa: des „Oxford International Notizbuchs“ vorgestellt. Auch in den kommenden Monaten werden noch einige Neuheiten kommen, so dass der Handel stets neue Impulse für sein Geschäft erhält. Neben den Neuheiten spielt aber auch das bestehende Sortiment eine wichtige Rolle, nicht zuletzt da wir durch die Erweiterung unseres Markenportfolio noch zahlreiche Potenzale in den unterschiedlichen Vertriebskanälen sehen.
Lassen Sie uns einen Blick auf den Markt werfen. Wie wirkt sich die voranschreitende Digitalisierung von Unternehmen aber natürlich auch Schulen auf Ihr Geschäft aus?
Warkalla: Grundsätzlich muss man die beiden Segmente getrennt betrachten. Im B2B-Bereich beobachten wir im Geschäft mit Produkten wie Aktenordner oder Hängeregistraturen weiterhin ein rückläufiges Marktvolumen, mit dem wir vor dem Hintergrund der voranschreitenden Digitalisierung leben müssen. Da wir uns im B2C-Bereich sehr positiv entwickelt haben, konnten wir die verloren Volumen aus dem B2B-Geschäft mit unseren Marken jedoch bislang immer sehr erfolgreich überkompensieren. Wenn man sich das Schulgeschäft betrachtet, adressieren wir mit unseren Marken Pelikan und Oxford vor allem Kinder und Jugendliche vom Kindergartenalter bis hin zur siebten Klasse. Und: Wir sind der tiefen Überzeugung, dass für diese Altersklasse das Schreiben auf Papier ein wertvolles Gut ist, das die Motorik und auch die Lernfähigkeit positiv beeinflusst. Studien zeigen, dass die kognitiven Fähigkeiten eindeutig auch mit der Motorik des Schreibens verbunden sind. Der Abrieb eines Stiftes auf Papier ist anderes als auf einem iPad. Das stark digitalisierte Land Schweden ist daher vor kurzem erst wieder zum Schreiben auf Papier zurückgekehrt. Die Hauptzielgruppe bleibt uns somit erhalten und natürlich werden auch in älteren Jahrgansstufen oder Büros noch vielfach Notizblöcke und Stifte genutzt.
Janssen: Darüber hinaus gehen wir mit unserer Notizbuch-App scribzee und den Tags auf unseren Blöcken natürlich auch den Schritt vom traditionellen Schreiben in die digitale Welt. Das sind Innovationen und Impulse, die für einen führenden Markenhersteller sehr wichtig sind.
Geben Sie uns abschließend noch einen kurzen Ausblick: Wie wird sich der Markt entwickeln, welche Trends spielen dabei eine Rolle und was bedeutet dies für Sie und Ihre Partner?
Warkalla: Eine zentrale Rolle in der Zukunft wird vor allem das Thema Marke spielen. Echte Marken wie Oxford, Pelikan und Herlitz, die auch einen Markenwert widerspiegeln sind wichtig für die Handelspartner. Marken schaffen Werte und sorgen für Konsumenten. Wir haben in Umfragen festgestellt, dass über 50 Prozent der Kunden die Einkaufsstätte wechseln, wenn sie dort nicht die Marke Oxford finden. Für unsere Partner schaffen wir somit einen zählbaren Wert und das sehen wir auch als unsere Aufgabe. Hinzu kommt das die Schülerzahlen wieder leicht wachsen, so dass wir im B2C-Bereich recht zuversichtlich sind. Eine große Herausforderung für uns als Industrieunternehmen sind die Inflation der Lohnkosten sowie der Fachkräftemangel in Deutschland. Nichtsdestotrotz setzen wir auch in Zukunft auf den Standort Deutschland. Wir haben zwei Produktionsstätten in Deutschland, das Pelikan-Werk in Vöhrum und die Papierwarenfabrik von Hamelin in Gronau. Beide Werke sind für uns gesetzt und es ist uns wichtig auch in Zukunft nah am Markt zu produzieren. Eine wichtige Rolle in unserer Zukunftsstrategie spielt zudem das Thema Nachhaltigkeit. Die Hamelin-Gruppe hat sich daher vor kurzem der Science Based Targets initiative (SBTi) angeschlossen, klare Ziele zur CO2-Reduzierung bis 2023 sowie zur Klimaneutralität bis 2025.