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Carsten Schröder, President of Cloud ERP bei Haufe X360

Interview mit Carsten Schröder

„KI im Mittelstand ist keine Zukunftsvision mehr“

Kalender Icon22. Mai 2025
Autor IconRedaktion

Anfang April fand der Partner-Summit von Haufe X360 in Bad Vilbel statt. Dort haben wir uns mit Geschäftsführer Carsten Schröder getroffen, um über das wachsende Partnerschaftsnetzwerk und die Zukunft von Künstlicher Intelligenz bei ERP-Lösungen zu sprechen.

Herr Schröder, warum haben Sie sich entschieden, ausschließlich auf den Vertrieb über Partner zu setzen, und welche Vorteile sehen Sie in diesem Ansatz für Haufe X360?

Das Thema ist eigentlich relativ einfach, weil es einen großen Mythos gibt, den es zu entlarven gilt: Viele glauben, dass Digitalisierung für die Endkunden zunächst alles vereinfacht. Das ist jedoch Unsinn. Im Kern geht es bei ERP – also Enterprise Resource Planning – vor allem um die Optimierung von Prozessen. Dabei spielt die Verbesserung externer Abläufe und Internet gestützter Prozesse eine zentrale Rolle. Für diese Aufgaben benötigen Unternehmen spezialisiertes Know-how, Beratung und Expertise. Diese Ressourcen können sie in der Regel nicht selbst vorhalten, weshalb sie auf Partner angewiesen sind, die den gesamten Mittelstand mit entsprechender Fachkompetenz abdecken.

Wie groß soll das Partnerschaftsnetzwerk von Haufe X360 in den nächsten Jahren werden? Welche Kriterien legen Sie dabei an?

Die Frage nach der Größe unseres Netzwerks ist durchaus berechtigt. Derzeit legen wir jedoch mehr Wert auf Qualität als auf Quantität. Wir suchen Partner, die über spezifische Branchenexpertise verfügen, innovativ sind und aus ihrem Portfolio heraus Mehrwertdienstleistungen anbieten können. Viele unserer Kunden benötigen nicht nur Standardlösungen wie ERP, sondern auch ergänzende Systeme wie Shop-Lösungen oder additive Umsysteme, um ihre Vertikalisierung und Spezialisierung in den jeweiligen Branchen abzubilden. Daher brauchen wir Partner, die in der Lage sind, Prozesse zu verstehen und zu optimieren, das Geschäftsmodell unserer Endkunden zu erfassen und digitale Mehrwertdienste additiv zu unserem Angebot liefern können.

Welchen Typ von Partnern suchen Sie derzeit besonders aktiv? Welche spezifischen Fähigkeiten oder Ressourcen sollten diese Partner mitbringen?

Ein grundlegendes Verständnis für das Gesamtbild ist uns sehr wichtig, ebenso wie der klare Wille, wachsen zu wollen. Wir suchen Partner, die sich nicht mit dem Status quo zufriedengeben, sondern langfristig an einer Geschäftsbeziehung interessiert sind und das Potenzial sehen, einer der führenden ERP-Anbieter auf dem DACH Markt zu werden. Branchenkenntnisse sind dabei entscheidend. Wir bevorzugen Partner, die in mindestens einer oder mehreren Branchen Experten sind und auf Augenhöhe mit den Kunden sprechen können. Wichtig ist auch die Ressourcenstärke der Partner. Ein einzelner Berater reicht uns nicht aus; wir brauchen Partner, die bereit sind, mehrere Consultants einzusetzen und in dieses Zukunftsprojekt zu investieren. Das Verständnis für komplexe ERP-Systeme mit verschiedenen Prozessen in unterschiedlichen Abteilungen ist ebenfalls von Vorteil und erleichtert die Zusammenarbeit erheblich.

Wie helfen Sie Ihren Partner dabei, Ihre Cloud-Lösungen anzubieten? Bieten Sie Schulungs- oder Unterstützungsangebote?

Potenzielle Partner durchlaufen bei uns eine umfassende, ganzheitliche Schulung, die wir als hybride Ausbildung verstehen. Dabei werden nicht nur die Marketiers, sondern auch die Presales-Teams, der Vertrieb, die Consultants, der Support sowie die Entwickler intensiv geschult. Auf diese Weise. sichern wir die Qualität unserer Partner von Anfang an. Doch damit endet unsere Unterstützung nicht: Wir begleiten sie auch in den ersten zwei bis vier Projekten und bieten kontinuierliche Hilfestellung. Ziel ist es, dass sie später eigenständig und autonom operieren können.

Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz (KI) in Ihren Lösungen, und wie verändert sie die Art und Weise, wie Unternehmen ihre Geschäftsprozesse steuern?

Es ist großartig, dass das Thema KI bei uns in der täglichen Arbeit bereits ein integraler Bestandteil ist. Alle Bereiche der Haufe Group arbeiten aktiv mit Künstlicher Intelligenz, sei es in den Portfolio-Bausteinen von Lexware, Lex Office im Bereich Content oder bei uns selbst. Wir beginnen jetzt auch, KI als additiven Service zu unseren Lösungen und Dienstleistungen zu ergänzen. KI im Mittelstand ist längst keine Zukunftsvision mehr, sondern fest etabliert. Es ist mittlerweile ein wesentlicher Bestandteil jeder Kaufentscheidung. Die Kunden stellen entsprechende Fragen. Es muss nicht schon vollständig „full bloom“ vorhanden sein, aber die Lösung oder Plattform sollte so gestaltet sein, dass sie bereits „KI-ready“ ist. Dieses Verständnis kommt bei uns aus drei Richtungen: Erstens die Muttertechnologie „Acumatica“, die Plattform, die wir für den DACH-Markt kuratieren, zweitens die eigene Entwicklung innerhalb der Haufe Group und drittens die Zusammenarbeit mit Microsoft. Ein großer Vorteil dabei ist, dass unsere Plattform rechtskonform ist. Damit haben wir eine der größten Hürden im europäischen Raum bereits überwunden, denn Datenschutz und Rechtssicherheit sind zentrale Aspekte bei der Implementierung von KI-Lösungen. 

Wie gehen Sie mit den Herausforderungen um, die der Einsatz von KI in ERP-Systemen mit sich bringt, insbesondere im Hinblick auf Datensicherheit und Datenschutz?

Das ist uns enorm wichtig, gerade als deutsches Unternehmen. Im Gegensatz zu amerikanischen Partnern, die oft freier und wilder agieren, legen wir großen Wert darauf, dass unsere KI-Lösungen DSGVO-konform sind. Deshalb haben wir heute auch das hauseigene GPT-Modell vorgestellt, weil es vollständig DSGVO-konform ist und von uns gehostet wird – es besteht kein externer Zugriff. Wir haben diese Initiative gestartet, um die Datenbank mit unseren eigenen Informationen zu füttern und sicherzustellen, dass die Daten, die den Partnern zur Verfügung gestellt werden, wirklich vertrauenswürdig sind. Ein weiteres Projekt ist „Rudolf AI“, eine Weiterentwicklung unseres früheren Publishing-House-Ansatzes. Dort haben wir vor 15 Jahren lose Blattwerke in eine Knowledge-Datenbank transferiert. Jetzt setzen wir künstliche Intelligenz ein: Die KI liest tagesaktuelle Informationen, beispielsweise bei neuen Rechtsprechungen, und sorgt dafür, dass stets aktuelle Daten verfügbar sind. Haufe stellt sicher, dass alle Informationen validiert werden. Wenn eine GPT-Antwort aus unserer Datenbank stammt und 100 Prozent vertrauenswürdig ist, wird dies entsprechend gekennzeichnet. Falls die KI eigenständig denkt oder ChatGPT im Hintergrund arbeitet, wird dies deutlich gemacht.

Inwiefern glauben Sie, dass KI die Zukunft der ERP-Systeme prägen wird, und welche Trends beobachten Sie in diesem Bereich?

KI ist mittlerweile in modernen Cloud-ERPSystemen angekommen, wobei es sich oft um kleine Prozessautomatisierungen oder die Automatisierung einzelner Arbeitsschritte handelt. Die eigentliche Herausforderung besteht darin, die KI mit den Daten aus dem ERP-System zu verknüpfen. Ein zentrales Ziel vieler Unternehmen ist eine datengesteuerte Unternehmensführung. Dafür ist es notwendig, die KI an eine Buchhaltungslösung oder an Accounting-Systeme anzulernen, damit sie diese Daten verstehen, erkennen, analysieren und bewerten kann. Der nächste Schritt wird sein, diese Prozesse effizient in die KI zu integrieren und entsprechend zu programmieren.

In welchen Bereichen der ERP-Funktionalität sehen Sie das größte Potenzial für KIgestützte Automatisierung? Wie planen Sie, diese Technologien weiterzuentwickeln?

Ich sehe das größte Potenzial zunächst im Bereich Accounting und Finanzbuchhaltung, da hier eine datengetriebene Unternehmenssteuerung möglich ist. Doch letztlich entwickelt sich KI in allen Modulen weiter und schafft Mehrwert. Ein Beispiel ist die Kundenbeziehungspflege: KI kann die vollautomatisierte Steuerung der Kundenkommunikation übernehmen. Auch in Bereichen wie Produktion, Produktionssteuerung, Produktionsbewertung und Predictive Analytics spielt KI bereits eine bedeutende Rolle in großen Unternehmen. Dieses Potenzial breitet sich nun zunehmend und mit Nachdruck auch auf den Mittelstand aus.

Wie messen Sie den Erfolg Ihrer KI-Implementierungen innerhalb der ERP-Lösung? Welche KPIs oder Metriken verwenden Sie zur Bewertung der Leistung?

Es gibt zwei Arten von Metriken. Zum einen sind sie für interne Nutzer relevant, etwa die Geschwindigkeit und Friktionsarmut bei der Lösung eines Prozesses mit oder ohne KI. Ein Beispiel: Die manuelle Rechnungserfassung dauert zwei Stunden, während sie mit KI nur fünf Minuten benötigt – das spart erheblich Arbeitszeit. Das zweite Thema betrifft die zukünftigen Verkaufszahlen, wobei es im Kern immer um Effizienzsteigerung geht. Ziel ist es, Prozesse schnell, reibungslos und fehlerfrei zu gestalten sowie eine effiziente Zusammenarbeit zu ermöglichen.

www.haufe-x360.de

Themen:Künstliche Intelligenz (KI)
Sortimente & Produkte:Dienstleistungen & Services | ERP-Lösungen

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