1. Wie beurteilen Sie aktuell die wirtschaftliche Lage Ihres Unternehmens bzw. der von Ihnen vertretenen Branche – insbesondere im Hinblick auf Auftragseingänge, Umsatzentwicklung und Investitionsbereitschaft im ersten Quartal 2025?
2. Welche wirtschaftlichen Entwicklungen erwarten Sie in den kommenden sechs Monaten für Ihr Unternehmen bzw. Ihre Branche – insbesondere in Bezug auf Marktbedingungen, Technologietrends, Personalentwicklung und Standortstrategien?
Dr. Florian Bayer, Bereichsleiter Marktforschung beim Bitkom, Berlin
1.Die wirtschaftliche Lage der Bitkom-Branche entwickelt sich insgesamt positiv, wenn auch in einem her- ausfordernden Umfeld. Trotz anhalten- der Unsicherheiten und volatiler Marktbedingungen zeigt sich Wachstumsdynamik. Besonders Software- und Dienstleistungsbereiche wachsen stabil. Auch die Investitionsbereitschaft bleibt robust – insbesondere in digitale Lösungen zur Effizienzsteigerung, Cloud- Technologien, KI und Cybersicherheit. Die Digitalwirtschaft bietet insgesamt einen Lichtblick in schwierigen Zeiten, steigert den Umsatz und schafft neue Jobs. Mittlerweile ist die ITK-Branche Deutschlands größter industrieller Arbeitgeber. Die Geschäfte der meisten Unternehmen der ITK-Branche verlaufen den Prognosen zufolge 2025 besser als die der Gesamtwirtschaft.
2.Für die kommenden Monate sind in zentralen Technologiefeldern positive Impulse zu erwarten: Cloud-Lösungen, KI-basierte Anwendungen, IT-Sicherheit und nachhaltige Technologien bleiben Treiber von Innovation und Investitionen. Auch der Aufbau entsprechender Kompetenzen gewinnt an Bedeutung – und obwohl der Fachkräftemangel leicht zurückgegangen ist, bleibt die Nachfrage nach qualifizierten Kräften hoch.
Dirk Henniges, Geschäftsführer der Compass Gruppe, Overath
1. Trotz anhaltender Unsicherheiten zeigt sich im ersten Quartal immer noch ein robustes Bild beim Umsatz. Besonders im Bereich IT-Services und Security verzeichnen wir eine steigen- de Nachfrage. Gleichzeitig beobachten wir aber eine gewisse Zurückhaltung bei Investitionsentscheidungen – viele Kunden agieren vorsichtiger und verschieben geplante Vorhaben.
2. Es ist schwierig, verlässliche Prognosen zu treffen. Die Marktbedingungen bleiben volatil, vor allem durch externe Einflüsse. Obwohl unsere Lösungen ein zentraler Treiber der nötigen Digitalisierung sind, beobachten wir eine zunehmende Zurückhaltung bei Investitionen und steigende Insolvenzzahlen. Die regionale Verankerung unserer Häuser sowie eine breite Branchenstreuung sorgen für eine gewisse Stabilität. Gleichzeitig ist es wichtig, auch inter- ne Effizienzpotenziale zu heben. Technologisch rechnen wir mit einer anhaltenden Dynamik rund um KI, Automatisierung und Security. Verbessert hat sich zudem die Verfügbarkeit von Fachkräften – auch durch den Personalabbau in Großunternehmen.
Robin Morgenstern, CEO der Morgenstern-Gruppe, Reutlingen
1. Die Verunsicherung in der Wirtschaft drückt sich insbesondere in der gedämpften Investitionsbereitschaft aus. Investitionsentscheidungen werden verschoben oder gänzlich ausgesetzt. Gleichzeitig erhöht sich der Druck auf die Organisationen, effiziente Prozesse zu implementieren. Dies bietet für uns elementare Chancen, zusätzliche Kunden und Projekte zu akquirieren, was sich derzeit auch in einer hohen Anfragefrequenz in unserem Haus widerspiegelt. Die Langfristigkeit der Verträge mit unseren Kunden sorgt darüber hinaus für ein sturmfestes Fundament, um auch in einem herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld erfolgreich zu sein.
2. Die geopolitische Situation wird auch in den kommenden sechs Monaten dynamisch und durch die Vielzahl an Faktoren beeinflusst bleiben. Kurzfristig erwarten wir daher keine wesentliche Veränderung bei der Investitionsbereitschaft. Auf mittel- und langfristige Sicht sind wir uns aber sicher, dass unsere Geschäftsbereiche einen essenziellen Beitrag dazu leisten, insbesondere kleinere und mittelständische Unternehmen durch Digitalisierung und Effizienz in Prozessen zukunftsfähig und nachhaltig aufzustellen. Dabei ist die Prozessoptimierung durch die Implementierung der richtigen Softwarelösungen ein wesentlicher Schlüssel, um dem nach wie vor herrschenden Fachkräftemangel wirkungsvoll zu begegnen. In puncto Technologietrends erwarten wir, dass KI-gestützte Systeme stark wachsen und gleichzeitig unsere Kun- den ihre Arbeitsweise effektiver gestalten können, da wir ihre Geschäftsprozesse mit unseren Tools gezielt verbessern.
Frank Eismann, Geschäftsführer der GFC-Gruppe, Köln
1. Wir beobachten bei unseren Kunden eine zunehmende Investitionszurückhaltung, insbesondere im Mittelstand, der von der aktuellen Wirtschaftslage stark betroffen ist. Entscheidungen im Projektgeschäft verzögern sich inzwischen häufig um mehrere Wochen. Gleichwohl bleibt die Nachfrage nach IT-Dienstleistungen, IT-Security-Lösungen und Digitalisierungsprojekten unverändert hoch.
2. Der Trend dürfte sich fortsetzen: Die geopolitische und wirtschaftliche Lage treibt bereits jetzt die Einkaufspreise in Teilen der IT-Branche nach oben. Parallel wächst der Bedarf an IT-Security-Kompetenz insbesondere im beratungsintensiven Umfeld – weiter an, während es immer schwieriger wird, Top-Talente für diesen Bereich zu gewinnen. Im Mittelstand steigt zugleich der Druck, Prozesse zu automatisieren. Ursache sind vor allem der Fachkräftemangel und die steigenden Personalkosten. Vor diesem Hintergrund gewinnt der Einsatz von KI-Lösungen rasant an Tempo. Unternehmen, die sich auf diese Themen spezialisieren, finden auch im aktuellen Marktumfeld attraktive Wachstumschancen.
Christian Haeser, Geschäftsführerbeim Handelsverband Büro und Schreibkultur, Köln
1. Im ersten Quartal bleibt die wirtschaftliche Lage im PBS-Fachhandel herausfordernd. Die Branche verzeichnete 2024 einen Umsatzrückgang von 4,8 Prozent auf dem deutschen Markt, bedingt durch Konsum- und Konjunkturschwäche. Unternehmen setzen verstärkt auf kreativitätsfördernde und nachhaltige Produktkonzepte. Investitionen erfolgen selektiv, mit Fokus auf Digitalisierung und nachhaltige Produkte, um den veränderten Kundenbedürfnissen gerecht zu werden. Damit eine nachhaltige Markterholung gelingen kann, muss das Verbrauchervertrauen, das durch geo- politische und wirtschaftliche Unsicherheiten beeinträchtigt wurde, nun dringend zurückkehren.
2. Für die kommenden sechs Monate erwarten wir eine allmähliche Stabilisierung der Marktbedingungen. Die Digitalisierung eröffnet neue Chancen, insbesondere durch die Integration von E-Commerce und Social Media. Nachhaltigkeit bleibt zentrales Thema; Kunden legen zunehmend Wert auf umweltfreundliche Produkte. Im Personalbereich setzt der Handel auf kontinuierliche Weiterbildung, um den Anforderungen gerecht zu werden. Besonders die persönliche Kundenberatung und das unmittelbare Erleben der Produkte im Geschäft müssen dabei stärker in den Vordergrund rücken, um die emotionale Bindung zum Kunden zu stärken und die Mehrwerte des stationären Handels klar hervorzuheben.
Bert Janssen, Chief Sales Officer bei Hamelin, Gronau/ Leine
1. Trotz der angespannten geopolitischen und wirtschaftlichen Lage ist die Situation bei uns stabil. Insgesamt sehen wir eine solide Nachfrage. In manchen Segmenten gehen die Auftragseingänge wegen zurückhaltendem Konsumverhalten zwar etwas zurück, dafür laufen andere Bereiche – vor allem die, die mit Themen wie Nachhaltigkeit zu tun haben und auf aktuelle Trends setzen – umso besser. Verglichen mit dem Vorjahr konnten unsere Kunden den Umsatz mit unseren Marken größtenteils halten. Besonders profitieren wir dabei von unserer breiten Produktpalette und der engen, vertrauensvollen Zusammenarbeit mit unseren Partnern. Natürlich spüren auch wir den Margendruck durch die Inflation – diesem begegnen wir unter anderem mit strikter Kostenkontrolle und gezielten Maßnahmen zur Effizienzsteigerung. Dass wir schon seit Jahren in die Profilierung und Kraft unserer Marken investiert haben, zahlt sich in den aktuell unsicheren Zeiten daher gerade aus.
2. In den nächsten sechs Monaten erwarten wir ein anspruchsvolles, aber auch chancenreiches Marktumfeld. Die wirtschaftliche Lage bleibt zwar schwankend, bietet aber auch Raum für neue Ideen und Veränderungen. Gerade jetzt sind klare strategische Entscheidungen gefragt – gleichzeitig eröffnen sich neue Möglichkeiten für Innovation und Weiterentwicklung. Insgesamt richten wir den Blick nach vorn: Innovationskraft, Flexibilität und ein starker Fokus auf nachhaltige Entwicklung sind für uns der Schlüssel, um auch in bewegten Zeiten erfolgreich zu bleiben.
Rolf Schifferens, Geschäftsführer Durable Hunke & Jochheim, Iserlohn
1. Die wirtschaftliche Lage bleibt herausfordernd. Im ersten Quartal sehen wir Schwankungen bei den Auftragseingängen, aber auch stabile Entwicklungen in einigen Produktsegmenten. Wir setzen auf die Erweiterung unseres Sortiments und die Einführung neuer Produkte, um neue Marktchancen zu erschließen. Insgesamt ergibt sich jedoch noch kein klarer Trend für 2025.
2. In den nächsten sechs Monaten erwarten wir, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weiter von Unsicherheiten geprägt sein werden. In unserer Branche beobachten wir einen klaren Trend hin zu Technologisierung und nachhaltigen Lösungen, der uns in unserer Transformationsstrategie bestärkt. Durable hat sich darauf mit neuen Produkten und Sortimentserweiterungen, auch außerhalb der klassischen Bürowelt, eingestellt. Wir werden in den nächsten Jahren konsequent und kontinuierlich neue Produkte in den Wachstumsfeldern entwickeln und einführen.
Patrick Bischoff, Director Marketing & Strategy bei Canon Deutschland, Krefeld
1. Die globalen Entwicklungen – von anhaltenden Lieferengpässen und volatilen Energiepreisen über geopolitische Spannungen bis hin zu inflationsbedingten Kostensteigerungen – stellen Unternehmen weltweit vor Herausforderungen. In diesem anspruchsvollen Umfeld konnte Canon im ersten Quartal eine stabile Geschäftsentwicklung verzeichnen. Die Auftragseingänge blieben auf hohem Niveau und im Partner-Channel erzielten wir ein Umsatzwachstum von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dennoch: Der Anpassungsdruck in der Branche wächst. Unternehmen suchen nach Lösungen, die Effizienz, Flexibilität und digitale Transformation fördern. Canon begegnet dieser Nachfrage mit einer klaren Strategie: Unsere Innovationen setzen auf intelligente, skalierbare Technologien, die Produktivität steigern und neue Geschäftspotenziale erschließen.
2. Canon steht für Excellence in Quality: In einem dynamischen Marktumfeld ist es unser Anspruch, als verlässlicher Partner aufzutreten. Die einzigartige Verbindung aus Qualität, Stabilität und Innovationskraft versetzt unsere Kunden in die Lage, sich auch unter schwierigen Bedingungen Wettbewerbsvorteile zu sichern. Wir bleiben damit unserer Tradition verpflichtet: Technologie, die die Zukunft gestaltet, gepaart mit einem tiefen Verständnis für die Anforderungen des Marktes. Die Zukunft wird von einer verstärkten Nachfrage nach digitalen und vernetzten Lösungen geprägt sein – und wir sind bereit, diese Entwicklung aktiv zu gestalten.
Dietmar Nick, Geschäftsführer Kyocera Document Solutions Deutschland, Meerbusch
1. Trotz globaler Unsicherheiten verzeichnen wir bisher eine stabile Nachfrage und im Bereich nachhaltiger Technologien sowie digitaler Lösungen zeigen unsere Kunden eine vergleichsweise hohe Investitionsbereitschaft. In Zeiten wie diesen sind Vertrauen in bewährte Partner und eine schnelle Anpassungsfähigkeit erfolgsentscheidend. Zudem setzen wir auf eine resiliente Supply Chain sowie flexible Logistikkonzepte, um Stabilität und Effizienz sicher- zustellen. Wir sind daher zuversichtlich, die Herausforderungen zu meistern und gestärkt daraus hervorzugehen.
2. Viele der aktuellen Themen werden uns auch in den nächsten Monaten begleiten und die Marktbedingungen weiter beeinflussen. Dennoch schreitet die Digitalisierung voran und treibt die Nachfrage nach cloudbasierten Lösungen. Für unsere Kunden werden flexible, digital gut ausgestattete Standorte immer wichtiger, um wettbewerbsfähig zu bleiben und Fachkräfte anzuziehen – dabei können wir sie optimal unterstützen. Wir sind zuversichtlich, dass wir damit auch in den kommenden Monaten auf einem erfolgreichen Weg sind.
Jens Lebelt, Geschäftsleiter Vertrieb bei Assmann Büromöbel, Melle
1. Die wirtschaftliche Situation ist aktuell auch bei uns angespannt. Wir spüren eine Zurückhaltung der Kunden, viele Investitionen werden oftmals aufgeschoben. Infolge dieser Veränderungen mussten wir unsere Umsatzerwartungen nach unten korrigieren und vereinzelt für 2025 geplante Investitionen zunächst zurückstellen.
2. Eine konjunkturelle Erholung hängt entscheidend von der Dynamik der wirtschaftspolitischen Reformen und stabileren Rahmenbedingungen ab. Wir sind aktuell vorsichtig optimistisch, weil mit der neuen Bundesregierung ab Mitte 2025 Haushaltsfreigaben zu erwarten sind und damit auch die Investitionsneigung in nichtöffentlichen Bereichen wieder steigen dürfte. Mit Blick auf die technologische Entwicklung gehen wir unseren Weg weiter, den Wandel aktiv zu gestalten. KI-Integration wird bei uns in der Produktion und Verwaltung an Relevanz gewinnen. Wir qualifizieren unsere Mitarbeitenden intensiv, um Prozesse zu optimieren, Herausforderungen des Fachkräftemangels zu meistern und Produktivität zu steigern. Grundsätzlich sind wir überzeugt, dass der Bedarf an kosteneffizienten, ökologischen Einrichtungslösungen mit der Revitalisierung bei Büroimmobilien zunehmen wird.
Dr. Jens Gebhardt, Vertriebsleiter bei Kinnarps, Worms
1. Im ersten Quartal zeigt sich die wirtschaftliche Lage unserer Branche insgesamt verhalten. Der Auftragseingang bleibt im Ver- gleich zum Vorjahr moderat, beeinflusst durch saisonal schwächere Monate sowie Unsicherheiten im geopolitischen Umfeld. Investitionsentscheidungen erfolgen vorsichtiger, Neubauprojekte sind seltener, dennoch sehen wir durch Revitalisierungen bestehender Flächen erste positive Impulse. Insgesamt blicken wir achtsam, aber zuversichtlich in die Zukunft.
2. Für die nächsten sechs Monate rechnen wir mit stabiler Nachfrage, insbesondere durch Investitionen aus Branchen im Aufwind, wie Pharma, Medizin und Rüstung. Wir meinen einen Trend zu erkennen, der in Richtung Modernisierung und kreative Nutzung vorhandener Büroflächen geht. Ein spürbarer Preisdruck bleibt, aber Kinnarps baut unter anderem einen Standort aus und bietet mit dem Next-Office-Konzept Unter- nehmen die Möglichkeit, flexibel auf neue Anforderungen zu reagieren. Wir sehen hier gute Chancen für weiteres Wachstum.